Welttag der Patientensicherheit

23.09.2024 - BDH-Beirätin Elvira Bierbach besuchte eine Tagung des Aktionsbündnisses Patientensicherheit anlässlich des Welttags der Patientensicherheit in Berlin. Das Schwerpunktthema drehte sich in diesem Jahr um die Diagnosesicherheit.

Am 17. September 2024 war der diesjährige Welttag der Patientensicherheit. Das Aktionsbündnis Patientensicherheit e. V., bei dem der BDH seit dem Jahr 2020 aktives Mitglied ist, veranstaltete eine große Tagung mit dem Schwerpunktthema Diagnosesicherheit.

Die BDH-Beirätin Elvira Bierbach reiste für uns zu dieser Veranstaltung nach Berlin. Sie ist ein Treffpunkt hochkarätiger Vertretungen aus verschiedenen Gesundheitsberufen und eine gute Gelegenheit, unseren Heilpraktikerberuf und seine Bedeutung im Gesundheitswesen darzustellen. Besonders wichtig bei einer solchen Veranstaltung ist aber immer auch, Kontakte zur Politik und zu Akteuren des Gesundheitswesens herzustellen.

BDH-Beirätin Elvira Bierbach
Die Botschaft

Die wichtige Botschaft lautet: Die Heilpraktikerschaft ist eine unverzichtbare Säule unseres Gesundheitswesens. Bei unserer Arbeit stehen Verantwortungsbewusstsein, Patientenschutz und Qualitätssicherung an erster Stelle!

Themen der Tagesordnung

Einige Themen auf der Tagungsagenda waren beispielsweise

  • Alter und Multimorbidität
  • Sichere Diagnose im Notfall als eine besondere Herausforderung
  • Patientensicherheit und Digitalisierung
  • Patient*innen berichten. Wie sicher fühle ich mich als Patient*in mit meiner Diagnose? Was kann ich als Patient*in oder Angehöriger beitragen zu Diagnosesicherheit
  • Wie unterstützen Selbsthilfestrukturen die Patientensicherheit/ Diagnosesicherheit?

Über 30 Jahre bis zur Endometriose-Diagnose – Patientinnen berichten
Beeindruckend waren die Erfahrungsberichte dreier Patientinnen: Sonja Kochmann und Amelie Hagen aus Hannover von der Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V. mussten einen langen Weg bewältigen bis endlich ihre teils massiven Symptome nicht als „normal“ abgetan wurden und ihre Endometriose-Diagnosen gestellt wurden.

Karin Klemme vom Landesverband Fibromyalgie Berlin-Brandenburg (fibromyalgie-bb.de) berichtete von ihrer jahrelangen Odyssee und der bitteren Erfahrung, dass ihre Schmerzen immer wieder „auf Psycho reduziert“ wurden. Die drei Patientinnen erzählten, dass sie und ihre Leidensgenossinnen sehr positive Erfahrungen mit heilpraktischen Behandlungen gemacht und diese oft die einzige Hilfe gebracht hätten.

Heute sind diese drei starken Frauen aktiv in Selbsthilfegruppen tätig, um andere Betroffene zu informieren und zu unterstützen. Mit großer Offenheit und Authentizität schilderten sie ihre Leidensgeschichten vor dem Publikum und forderten von den Vertretungen der Ärzteschaft eindrücklich Gespräche auf Augenhöhe, Empathie und Kompetenz – Hut ab für diese Courage!

Raus aus der Schmuddelecke!

Im Praxisalltag erleben erfreulich viele Kolleginnen und Kollegen einen guten Austausch mit der Ärzteschaft. Leider begegnen wir aber auch oft Ablehnung bis Anfeindung – vorwiegend vonseiten gewisser Funktionäre – oft genug geschürt durch irreführende oder reißerische Berichterstattung in den Medien.

Für den BDH ist es ein wichtiges Anliegen, hier kontinuierlich Imagepflege für unseren Beruf zu leisten. Im Austausch mit Tagungsteilnehmenden aus der Politik und Stakeholdern aus Pflege, Pharmaindustrie, Krankenkassen und Ärzteberuf klären wir über unseren Beruf auf und stellen uns auch kritischen Fragen.

Angenehm und sehr konstruktiv waren insbesondere die persönlichen Gespräche mit zwei Vorstandsvertretern des „Aktionsbündnis Patientensicherheit“, Joachim Maurice Mielert (Generalsekretär) und Phillipp Rodenberg (Vorstandsbeisitzender). Hierbei wurden Möglichkeiten erörtert, eine höhere Akzeptanz des Heilpraktikerberufs im Gesundheitswesen zu erreichen und grundsätzlich eine bessere Vernetzung und Kommunikation zwischen den Gesundheitsprofessionen.

Schöne neue Welt?

Auf dem Programm standen viele Vorträge über die aktuellen Entwicklungen in Arztpraxen und Kliniken. Der Schlüsselbegriff war in fast jedem Vortrag „Digitalisierung“. Der Einsatz künstlicher Intelligenz und digitaler Vernetzung in Kliniken und Praxen – hoffentlich immer unter Wahrung von Ethik und Datenschutz – steigert sich rasant mit sehr beeindruckenden Möglichkeiten von Zeitersparnis und Effektivität und bietet viele Chancen.

Zwar spielen KI in der Diagnostik und die Elektronische Patientenakte in unseren Praxen (noch) keine Rolle. Doch diese Entwicklungen sind – egal wie man persönlich dazu steht – nicht aufzuhalten. Deshalb wollen wir uns darüber informieren, denn unsere Patientinnen und Patienten und natürlich auch wir sind mit Fluch und Segen dieser modernen Technologien konfrontiert.

Diagnosesicherheit in der Heilpraktikerpraxis

Insbesondere in Hinblick auf die Glücksverheißungen der digitalen Diagnostik stellte Elvira Bierbach die Diagnostik in Heilpraktikpraxen dar:

Diagnosesicherheit – das Schwerpunktthema dieser Tagung – ist selbstverständlich auch für uns Heilpraktiker absolut relevant. Regelmäßige Wissens-Updates in Sachen Hygiene, Arzneimittelsicherheit, Notfallmedizin und Injektionstechniken sind für die Kolleginnen und Kollegen selbstverständlich. Beispielsweise bietet der BDH hierfür Zertifikatskurse an.

Wir nehmen uns Zeit für eine ausführliche Anamnese, eine solide klinische Untersuchung, oft ergänzt durch Blut- oder Stuhlanalysen nach wissenschaftlichen Standards zertifizierter Labore. Das vervollständigen wir jedoch durch komplementäre Methoden, die wertvolle Hinweise geben auf die individuelle Konstitution und Disposition unserer Patientinnen und Patienten. Alter, Geschlecht, Lebensphase, Ressourcen – all das fließt in die Betrachtung ein. Individualmedizin – ein modernes Schlagwort – ist bei uns das A und O in der Auswahl der Therapieverfahren.

So kombinieren wir verantwortungsvoll und effektiv das Beste aus beiden „Medizin-Welten“ zum Wohle der kranken Menschen.

Wie geht es weiter?

Die Erkenntnisse und Themen aus dieser Tagung werden in die Arbeit des BDH-Teams einfließen, beispielsweise in Berichte in diesem Newsletter, in Artikel der Deutschen Heilpraktiker Zeitschrift, die unsere Mitglieder 8-mal jährlich erhalten, und auch in die Planung von Fachfortbildungen und Kongressen. Die geknüpften Kontakte werden wir pflegen und vertiefen.

Zuerst einmal nicht schaden!

BDH-Beirätin Elvira Bierbach zog für sich persönlich das Resümee, dass unser Heilpraktikerberuf aufgrund der aktuellen Entwicklungen im Gesundheitswesen heutzutage und in Zukunft wichtiger denn je ist. Die Patientinnen und Patienten brauchen uns und wollen uns!

Unser Beruf hat perspektivisch gute Chancen, sich im Gesundheitswesen einen festen Platz zu sichern – vorausgesetzt wir arbeiten auch weiterhin seriös, gesetzeskonform und orientiert am obersten Leitsatz des Hippokrates „Primum non nocere – Zuerst einmal nicht schaden!“